Spring / Summer 2022 – Düsseldorf Kultur

Die Highlights der Saison Frühjahr/Sommer 2022. Im Gespräch mit Hans-Georg Lohe vor der Beendigung seiner 16-jährigen Amtszeit als Düsseldorfer Kulturdezernent.

Zwei Jahre lang begleitet uns nun schon die Corona-Pandemie – harte Zeiten, auch für die Kultureinrichtungen und die Kultur­schaffen­den in unserer Stadt. Die letzten Monate haben ihnen erneut viel abverlangt: Streichungen, Umdisponierungen, Verschiebungen und Improvisationen standen auf der Tagesordnung.

Wir hoffen nun gemeinsam, dass wir allmählich zu einer Normalisierung zurückkommen können, und freuen uns auf einen Neustart.

Die „Nacht der Museen“ findet in diesem Jahr zum Glück auch wieder statt. Allerdings erst im Juni statt wie gewohnt im April. Wegen der langen planerischen Ungewissheiten mussten wir gemeinsam mit den beteiligten Partnern bereits vor Wochen diese Entscheidung treffen – ohne zu wissen, ob dann Corona-Maß­nahmen aufgehoben sein würden. Daher überwiegt die Freude, dass wir die lange Nacht der Kunst nach einer zweijährigen Pause am 11. Juni 2022 bei vielleicht sogar noch besserem Wetter genießen können.

Ein Besuch unserer Museen und Kulturinstitute lohnt sich natürlich jederzeit. Gehen Sie doch Ende März in die Kunsthalle in die Ausstellung „Happiness is a state of mind“, ein seit langem gewählter Titel der Ausstellung, der heute leider deutlich Fragen aufwirft. Versuchen Sie für einige Stunden die schreckliche Realität zu vergessen. Dreizehn mit Düsseldorf verbundene Künstlerinnen und Künstler thematisieren Farbe, Freude und Glück in ihren Werken. Diese positive Energie können wir in dieser durch Krieg und Pandemie so belasteten Zeit sicher sehr gut gebrauchen.

Im Kunstpalast ist die Kraftwerk-Ausstellung „Electro“ absolut empfehlenswert, gibt sie doch einen Überblick über die Entwicklung der elektronischen Musik und zeigt auf, welch bedeutenden Stellen­wert Düsseldorf dabei zukommt, zu sehen noch bis zum 15. Mai. Aber auch die parallel bis zum 8. Mai laufende Ausstellung des bedeutenden deutschen Impressionisten Max Liebermann sollte man nicht verpassen.

Auf den ersten Blick irritierende Kunst findet man zurzeit im NRW-Forum. Die Porträts des Fotografen Matthias Schaller sind wahrlich ungewöhnlich. Sie bestechen nämlich gerade durch die Abwesenheit des Porträtierten. So sieht man das spiegelnde Visier eines Astronauten. Oder leere Büros im Vatikan.

Kritische und humorvolle Positionen finden Sie dagegen in der parallel laufenden Schau „Subversives Design“. Beide Ausstellungen laufen noch bis zum 22. Mai.

Herausragende Beispiele für Fotokunst finden sich aktuell in der Alten Schule Kaiserswerth. Hier wird eine Ausstellung der Photographischen Sammlung/SK Stiftung Kultur Köln in Kooperation mit dem Bernd & Hilla Becher Studio und der Landeshauptstadt Düsseldorf gezeigt. 50 Schwarz-Weiß-Fotografien von August Sander zeigen Industrieanlagen und Landschaften des Niederrheins. Dazu sind Fotografien von Bernd und Hilla Becher, insbesondere vom Rheinhafen in Düsseldorf zu sehen.

Wirklich begeistert hat mich der Ballett-Abend „I am a problem“ mit Choreographien von Roland Petit und von Aszure Barton, die sich mit Brecht’s „Baal“ auseinandersetzt, noch bis zum 6. Mai im Programm der Deutschen Oper am Rhein.

Neugierig bin ich auf Thomas Manns „Der Zauberberg“ im Düsseldorfer Schauspielhaus in einer Inszenierung der Studierenden des Schauspielstudios Düsseldorf und der Hochschule für Musik und Theater „Felix Mendelssohn Bartholdy“ in Leipzig.

Und jedem, der noch nicht Gelegenheit hatte, unsere neue Zentralbibliothek am Konrad-Adenauer-Platz zu besuchen, empfehle ich dringend einen Besuch. Ein freundliches und modernes Ambiente, ein umfassendes, zeitgemäßes – auch digitales – Angebot und ein gutes Bistro erwarten Sie hier. Obwohl die Zentralbibliothek erst vor vier Monaten eröffnet wurde, kann man bereits jetzt sagen, dass sie ein Publikumsmagnet für Jung und Alt und ein neuer Place to be in der Kultur­szene unserer Stadt ist.

Gestatten Sie mir zum Abschluss ein persönliches Wort: Ende April endet meine 16-jährige Amtszeit als Kulturdezernent der Landeshauptstadt. Als Kulturdezer­nent für meine Heimatstadt Düsseldorf tätig zu sein, war für mich stets eine spannende, fordernde und erfüllende Aufgabe, der ich mich mit Freude gewidmet habe.

In Zukunft werde ich die Düsseldorfer Kunst und Kultur ganz entspannt als Privatperson genießen können. Ich hoffe, wir sehen uns.<

_>Text: Hans-Georg Lohe _>Foto: Michael Dannenmann

Hans-Georg Lohe

Der gebürtige Düsseldorfer ist seit 2006 Kulturdezernent von Düsseldorf und damit verantwortlich für 14 Kulturinstitute, von Oper über Schauspielhaus und Orchester bis zu den Museen, seit Januar 2017 zudem für die Musikschule und die Volkshochschule. Nach dem Studium der Rechtswissenschaften in Regensburg und Lausanne führte ihn sein beruflicher Weg direkt in die Kultur, zunächst zum Deutschen Bühnenverein, doch schon 1988 in das Kulturdezernat der Landeshauptstadt Düsseldorf.

„Die Porträts des Fotografen Matthias Schaller sind wahrlich ungewöhnlich.

Sie bestechen nämlich gerade durch die Abwesenheit des Porträtierten.“

Hans-Georg Lohe_Kulturdezernent Düsseldorf

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