Der geniale Gregor Russ

Würde er zu einem historischen Künstler-Dinner einladen, würden dort mit am Tisch sitzen: seine Kumpels Marcel Duchamp, Laurence Wiener, aus der Abteilung Stift und Schere Max Ernst.                

Nicht eingeladen wären aquarellierende, Tagebuchnotizen schreibende Langweiler aus der Kunstgeschichte. Gregor Russ ist ein Universalgenie mit einem allumfassenden Ressourcepool an krachenden, intelligenten Allegorien aus Literatur, Kunstgeschichte, Philosophie, Design – und vor allem auch aus ihm selbst. Er ist ein verspielter, extrem unkonventioneller Innovationsmotor: sprich – einer der letzten großen Avantgardisten aus Düsseldorf.

Gregor Russ gesteht es ehrlich: „Meine professionelle Diletanz eröffnet mir ständig neuen künstlerischen Freiraum“. Der bildende Künstler aus Düsseldorf versteht es, mit seinen unkonventionellen Werken die Grenze zwischen „Nichtkunst“ und Kunst aufzubrechen – spannend, kontrastreich und stets mit einem sehr schelmischen Augenzwinkern. Derzeit leben knapp 30 seiner speziell kuratierten Werke auf 400 Quadratmetern, in den Räumen der PR- und Presseagentur textschwester in Koop mit dem Kunstverein 701 e.V. und in der Galerie Sauvage, Bastionsstraße 5: „AS if!“

Liebling der Sammler. Crash von Happiness und Talent: expressive Farbigkeit, surrealistischer Wahnsinn und „julvernesquer“ Gründerzeitcharme – seine Arbeiten sind sinnliche und zugleich konzeptuelle Bildcollagen, surrealistisch anmutende Gebilde und Projektionsflächen für geometrische Formen, kontrastreiche Konturen und aberwitzige Materialien wie Glasaugen, Textilreste oder künstliche Wimpern. Scheinbar Unvereinbares verbindet er zu neuen Denk- & Sehräumen und schafft es, Bezüge zwischen Geschehenem und Gegenwärtigem herzustellen. „Meine Arbeit begreife ich als Collage – durch Dekonstruktion und Zusammenfügen entstehen neue Strukturen und Abstraktionsmöglichkeiten, die weitere Interpretationen ermöglichen. Mir ist es wichtig, mich mit meiner Kunst selbst zu überraschen und den Moment der Verwunderung mitzuerleben“, so Russ über Russ.

Basis bilden dabei geometrische Raster, die entweder auf Papier, Leinwand oder dreidimensional auf Holz gemalt & gedruckt werden. Bild- und Textfragmente aus Literatur und Kunst spielen in Russ‘ Werken eine große Rolle, die ultimative Idee hinter seinen Werken aber ist die kulturgeschichtliche Wiederverwertung. „Ich benutze Dinge, die schon eine bestimmte Konnotation besitzen, entnehme sie dann aus ihrer bekannten Schablone, um sie dann in fremdem Terrain ein anderes Leben führen zu lassen.“<        

_>Text: Alexandra Iwan _>Fotos: Gregor Russ

Gregor Russ:

Nach seiner Ausbildung zum Möbelschreiner zog es den gebürtigen Karlsruher nach Düsseldorf, wo er von 1992 bis 1997 Innenarchitektur studierte. Seit 1999 stellt Gregor Russ regelmäßig und bundesweit aus. Neben seiner eigenen Arbeit als bildender Künstler war er in den letzten Jahren auch kuratorisch tätig, begleitete Expositionskonzepte und setzte diese architektonisch um. Den unabhängigen Ausstellungsraum Parkhaus in Düsseldorf gründete er 1997 mit zwei befreundeten Künstlern. Anfangs als reine Ausstellungsfläche gedacht, entwickelte sich das Parkhaus zu einem interdisziplinären Raum mit thematischen Filmveranstaltungen und Podiumsdiskussionen. Mittlerweile ist es einer der bekanntesten Orte dieser Art in Deutschland.

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